Viel Neues, viele Optionen, Entscheide und ein paar Stolperfallen. Als Unternehmer mussten wir uns das Wissen in vielen Bereichen zuerst selbst aneignen. Was wir während der Gründungsphase gelernt haben, ist in diesem kurzen Guide zusammengefasst und vielleicht hilft es dem einen oder der anderen Jungunternehmerin.
Die Idee und Vorbereitung
Commitment: Wir haben uns zwar nicht in einer Garage aber dennoch wöchentlich nach der Arbeit getroffen. Zugegeben, zuerst war das nur eine Ausrede, um nach Feierabend zusammen ein Bier zu trinken. Es hat sich aber schnell zu einem fixen Termin mit regen Diskussionen zwischen Unmengen Post-its, Flipcharts und Filzschreibern gewandelt. Regelmässigkeit und Ausdauer zahlen sich hier am meisten aus.
Methodisch Vorgehen: Wir empfehlen ein Business Model Canvas oder Lean Canvas (HSLU 2019) auszufüllen. Hierbei ist man gezwungen sich aufs Wesentliche zu beschränken und kann eine Idee verhältnismässig schnell entwickeln.
Challengen: Idee mit Friends & Family aber noch wichtiger, mit kritischen Personen, die daran zweifeln besprechen. Letzteres war für uns am hilfreichsten.
Business Plan: Je kürzer desto besser. Das meiste kann vom Business Model Canvas übernommen und erweitert werden und wird vor allem benötigt, wenn ihr eine Finanzierung braucht. In dieser Phase wurde uns viel über uns und unsere Mitbewerber und die gesamte Branche bewusst.
Sich Inspiration und Unterstützung holen!
Es gibt viele Startup Organisationen, die euch bei der Gründung helfen und ein tolles Netzwerk von Gleichgesinnten, Mentoren, und Alumni anbieten. Wir sind z.B. Mitglieder in der Startup Academy Basel. Wir sind der Meinung, dass du besonders vor oder während der Gründungsphase am meisten profitierst. Mehr zur Startup Academy folgt in einem späteren Artikel.
Gründungsprozess starten
Am einfachsten auf der Gründungsplattform des Bundes easygov registrieren und anfangen. Man wird Schritt für Schritt durch den Gründungsprozess geführt. Irgendwann muss ein Notar gewählt werden. Hierbei könnt ihr euch grundsätzlich entscheiden, die Gründung über Startups.ch oder ähnliche Organisationen durchzuführen. Vorteil dabei ist, es ist sehr preiswert, wenn man mit gewissen Kooperationspartnern (Banken, Versicherungen etc.) einverstanden ist und diese Leistungen dann auch mit abschliesst. Wir haben uns dann für den Weg über einen von uns gewählten Notar entschieden, welcher uns dann auch prompt vor einem kostspieligen Fehler bewahren konnte. Die Gründung kann via easygov sogar ganz online abgeschlossen werden, doch wir wollten bei unseren ersten Firma noch persönlich gründen und uns danach auf die Schulter klopfen.
und die Kunden?
So, Gründung abgeschlossen, Handelsregisterauszug in den Händen und jetzt? Wie komme ich an meine Kunden? Am Anfang weiss noch niemand, dass es euch, euer Produkt oder eure Dienstleistung überhaupt gibt. Daher empfiehlt sich, mit vielen Menschen z.B. an Networking Events, Messen eigentlich bei jeder Gelegenheit darüber zu sprechen und das auch online. Viele Unternehmen werden hierbei kreativ, da oft das Budget fehlt und manch einer würde alles dafür tun, um den eigenen Namen bekanntzumachen. Sogar einen Artikel darüber schreiben wie man eine Firma gründet.
apropos Budget
Unsere Einstellung zum Budget ist so wenig Ausgaben wie möglich, so viel wie nötig. Gewisse Positionen sind zwingend, wie z.B. unsere Bauadministrationssoftware, MS Office, Buchhaltungssoftware, Treuhänder und natürlich unsere LD&F Kaffeetassen. Aber bei vielen Positionen konnten wir das Budget entlasten. Brauchen wir wirklich gleich ein eigenes Büro oder kann ich zuerst im Homeoffice oder in einem Co-Working Space wie z.B. bei der Startup Academy oder im Stellwerk arbeiten? Fragt auch mal links und rechts bezüglich Büromöbel oder alten PCs, die ihr von Freunden, altem Arbeitgeber oder auf Tutti.ch ergattern könnt.
Versicherungen & co.
Die AHV Anmeldung könnt ihr auch via easygov machen. Dabei müssen noch ein paar Kundenverträge oder Rechnungen (wegen der Scheinselbständigkeit), Angestellte und Lohnsumme und BVG Policen mitgeliefert werden. Die MwSt. (bei über 100'000 CHF Umsatz im Jahr) kann ebenfalls via Portal angemeldet werden. Die übrigen Versicherungen wie Betriebshaftpflicht, BVG, UVG etc. haben wir über einen Versicherungsbroker abgeschlossen, das spart enorm Zeit. Wir wollten schliesslich für unsere Kunden da sein und nicht nur am Offerten vergleichen.
Buchhaltung & Treuhänder
Es gibt viele Lösungen am Markt. Wir haben uns zuerst für Bexio entschieden. Online Buchhaltung mit vielen weiteren Funktionen, Kundenverwaltung, Lagerbuchhaltung, Offertenwesen, Lohnbuchhaltung uvm. Da wir aber bereits mit Messerli Bauadministration arbeiten, sind viele der Funktionen bereits abgedeckt. Schliesslich ist es doch banana geworden. Ein guter Treuhänder, am besten jemand, der sich in der Branche auskennt, hilft beim Buchhaltungssetup und solchen Fragen weiter.
Rückblickend war der gesamte (Lern-)Prozess doch etwas länger als wir dachten. Es gibt viele Checklisten und Ratgeber im Internet, jedoch sind diese zum Teil unvollständig oder sogar falsch z.B. durch veraltete Informationen. Wir sind am besten gefahren, wenn wir Fragen nach etwas Internet Recherche direkt mit den Experten wie Notar oder Treuhänder klärten. Aber gelohnt hat sich die Erfahrung allemal.
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