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  • AutorenbildDaniel

Sehen und verstehen: Arten der Visualisierungen in der Architektur

Aktualisiert: 25. März 2021

Architekten sollten ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen besitzen. Doch nicht alle können auf einen Plan schauen und sich den Raum vorstellen. Das vergessen die meisten Architekten. Dass der Fernseher jetzt 50 cm näher ans Sofa rückt, wenn auf dem Plan die Linie verschoben wird, hat Auswirkungen auf die Bewohner. Hier kann die richtige Visualisierungsmethode dem gemeinsamen Verständnis helfen. Insbesondere dank der digitalen Technologie kann alles virtuell dargestellt werden und die Diskussion macht somit definitiv auch mehr Spass.



Architektonische Probleme auf Augenhöhe diskutieren

Während des Projekts gibt es für die Bauherrin oder den Bauherren oft wichtige Entscheidungen zu treffen. Auf gestalterischer Ebene müssen die Auswirkungen der Entscheide von allen verstanden werden. Hier ist es für uns als Architekten umso wichtiger, eine gemeinsame Sprache zu sprechen. Wir behelfen uns dabei mit einem einfachen Mittel, der Visualisierung.



3 Arten der Visualisierung: Skizze, Modell, Rendering

Ein Architekt kann seine Gedanken mit verschiedenen Hilfsmitteln ausdrücken. Im Team oder mit versierten Bauherren reicht es meistens, eine Skizzenrolle über den Plan zu legen, um ein paar Ideen zu diskutieren.


Skizzenrolle



Etwas zum Anfassen: das Modell

Ganz klassisch, aber zeitintensiver als mit einer Skizzenrolle zu arbeiten ist das Modell. Ein Modell ist ein verkleinertes plastisches Abbild des Gebäudes in einem bestimmten Massstab. Geeignet, um die Immobilie im Zusammenhang mit der Umgebung zu sehen und vor allem bei herausfordernden Parzellen kann das Modell helfen, das grosse Ganze zu erfassen.


Das Modell kann von einem einfachen Styroporklotz bis hin zum Mockup im Verhältnis 1:1 gebaut werden, wie weit man gehen will oder muss wird gemeinsam entschieden. Unter einem Mockup versteht man ein Anschauungsmodell, das meist für Präsentationszwecke gebaut wird.


Styropormodell



Mockup



Weit verbreitet - Bild Renderings

Eines der beliebtesten Mittel ist das Rendering. Das sind meist Bilder, die die Vision des späteren fertigen Gebäudes möglichst nahekommen sollen. Oft zu sehen an den Baustellentafeln oder in Verkaufsbroschüren, wenn der Bau noch nicht abgeschlossen ist.


Bildrendering eines Innenraumes



Problem des Renderings - es lässt keinen Diskurs zu

Ich fand die Aussage von Oliver Herwig im Gastartikel neulich in der NZZ treffend formuliert:


"Fassaden bestimmen den Architekturdiskurs, Bilder bauen Welten. Das beginnt schon bei der ersten Idee, die schnell zur perfekt gerenderten Bildwelt wird."

In der Branche wird leider viel zu früh ein zu detailliertes Bild vom Projekt erschaffen.


Aus diesem Grund fertigen wir Bild Renderings meistens auch erst am Ende der Projektplanung an oder während dem Bauprozess für eine Verkaufsbroschüre. Einerseits ist es das Bild, welches sich im Kopf des Betrachters festsetzt und immer wieder referenziert wird. Andererseits ist das Problem von Renderings gegenüber einer Handskizze, das nahezu perfekte Bild, die Scheinrealität.


Wenn alles ins Detail definiert ist, entsteht kein Freiraum für Diskurs resp. Es wird über die Farbe der Storen und nicht mehr über Konzepte diskutiert.

Im Planungs- und Studienprozess muss auf konzeptioneller Ebene diskutiert werden können, etwas, dass wir auch zuerst lernen mussten. Und genau diese Diskussion wird anhand der perfekten Bilder und Renderings in dieser Phase zerstört. Denn bei einer Handskizze ist allen unterbewusst klar, das ist eine Idee, die noch ausgestaltet und weiterentwickelt werden kann.

Um dem Phänomen entgegenzuwirken aber trotzdem visuell zu unterstützen, nutzen wir abstrahierte Echtzeit Renderings, die konstant weiterentwickelt werden können.



3D Echtzeit Rendering - wir fliegen durch Räume

Das Prinzip ist einfach, die Immobilie wird 3D aufgebaut und schon kann man in Echtzeit durch den Entwurf fliegen, Materialisierung ändern und Fenster verschieben. Vorausgesetzt, die Rechenleistung des PCs ist hoch genug. Vor allem für eine Variantendiskussion ist das eine sehr hilfreiche Visualisierungsmethode, denn sie deckt auch Dinge auf, die auf dem Plan nicht sofort ersichtlich sind. Wie z.B. welche Variante am meisten Licht in den Wohnraum lässt.


Variantenbesprechung mit begehbarem Entwurf



Vorteil Echtzeit Rendering: für ein breites Publikum

Das Bauprojekt im Projektlenkungsausschuss oder mit dem Eigentümer diskutieren oder die Nutzer einer Immobilie früh genug abholen? Wir denken, der Aufwand für die 3D-Erfassung lohnt sich und die Methode lässt sich gut für ein breites Publikum verwenden. Derzeit setzen wir Echtzeit Rendering vor allem im Bereich der Vorstudie ein.



Unser Fazit - das richtige Mittel zur richtigen Zeit

In der Architektur müssen zu Beginn Konzepte diskutiert werden können, ohne auf visuelle Hilfsmittel verzichten zu müssen. Es ist dafür wichtig, die Wahl des Darstellungsmediums an den benötigten Detaillierungsgrad anzupassen. Sei es Rendering, Modell oder Zeichnung; die Visualisierungsmethode muss zu Beginn konzeptionell bleiben und kreativen Freiraum lassen. So können alle auf Augenhöhe diskutieren und die Vision der Bauherrinnen und Bauherren wird richtig verstanden und in Architektur übersetzt.

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